
Kaum war der Startschuss gefallen, verwandelte sich die Grünfläche vor dem Bogi-Teich in ein Gewimmel aus roten und weißen Wasserbomben, die von flinken Kinderbeinchen von A nach B transportiert wurden. Aufladen, abladen, aufladen, abladen. Rote Wasserbomben, weiße Wasserbomben, rote Wasserbomben, weiße Wasserbomben. Nur nicht durcheinander bringen lassen! Was für einen außenstehenden Betrachter als ledigliches „Rot-Weiß-Luftballon-Transportierspiel“ identifiziert werden könnte, vermittelte den SchülerInnen der Volksschule Bogenhofen eines jener unzähligen Geheimnisse, auf deren Grundlage unser Körper funktioniert: der Blutkreislauf.
Unser Blut, das als Transportmittel für Sauerstoff bzw. Kohlendioxid dient, ist ständig in Bewegung. Ausgehend vom Herzen – weiße Wasserbomben aufladen – wird das sauerstoffarme Blut in die Lunge gepumpt, wo es mit Sauerstoff angereichert wird – weiße Wasserbomben abladen, rote Wasserbomben aufladen. Das sauerstoffreiche Blut findet seinen Weg zurück zum Herzen, um von dort aus in alle Körperregionen geschickt zu werden. Das sauerstoffreiche Blut gibt, beispielsweise bei den Armen oder Beinen angelangt, den Sauerstoff an die Körperzellen ab – rote Wasserbomben abladen. Das sauerstoffarme bzw. kohlendioxidreiche Blut – weiße Wasserbomben aufladen – gelangt über die Venen zurück zum Herzen. Der Blutkreislauf schließt sich und beginnt erneut.
Das soeben beschriebene Laufspiel, das den Kindern auf beeindruckend kindgerechte Weise den Weg des Blutes vor Augen geführt hat, war nur eine von vielen Aktivitäten, die die Kinder an diesem außergewöhnlichen Schultag zum Staunen gebracht haben.
Am Freitag, dem 30. April, wurde die Unterstufe der Volksschule Bogenhofen zu einem Projekttag zum Thema „Herz- und Lungenkreislauf und Blut“ eingeladen. Nachdem die Volksschüler bereits im letzten Schuljahr in den Genuss einer naturwissenschaftlichen Projektgestaltung gekommen waren, herrschte helle Vorfreude. Endlich war es soweit! Die wenigen Meter, die unsere Schulgebäude auf dem Campus voneinander trennen, hatten wir in Windeseile überwunden. Am Ziel angekommen, wurden wir von den Schülern und Schülerinnen der ORG 6 willkommen geheißen. Es lief alles wie am Schnürchen. Nach der Gruppeneinteilung wurden die Kinder erstmals zu einem schnellen Gruppen-Schnappschuss gebeten. Nach der Anbringung von Namenskärtchen, die themengerecht in Herzform vorbereitet waren, wurden die Kinder ohne zeitliche Verzögerung den einzelnen Stationen zugewiesen. Der erstaunlich gut durchdachte Ablauf der nun folgenden zwei Unterrichtsstunden brachte uns Lehrpersonen zum Staunen.
Für etwaige „Leerlaufminuten“, die sich aus dem Wechsel zwischen den Stationen ergeben könnten, standen den Kindern Rätsel und Malblätter zur Verfügung. Eines dieser Malblätter – ein großes Herz – wurde im Unterricht zum Hintergrundbild unseres Muttertagsgedichts weitergestaltet. Ja, sogar die Mütter unserer Volksschüler wurden durch den Einsatz der ORG 6 beschenkt!
In großer Erwartung dessen, was nun auf uns zukommen würde, verteilten wir uns auf die vier vorbereiteten Stationen. Jede der vier Stationen, die von den Gymnasiasten liebevoll und mit großem Einsatz vorbereitet worden waren, beeindruckte durch ein breit gefächertes Lernangebot. Zusätzlich zu den aktiven Übungen gab es im Anschluss ein Arbeitsblatt, auf dem wir mit Hilfe der vielen „Junglehrer und Junglehrerinnen“ unser erworbenes Wissen zu Papier brachten.
An der ersten Station zum Themenbereich „Blut“ wurde den neugierigen Kindern anhand eines Versuches gezeigt, dass es Blutgruppen gibt, die nicht zusammenpassen. Zur Demonstration verwendeten die ORG-Schüler rot gefärbtes „Blutwasser“, in das Mehl geschüttet wurde. Die dadurch entstandenen Klumpen würden auch bei der Vermischung der Blutgruppen A und B entstehen, was den Tod der betroffenen Person mit sich bringen würde. Das erworbene Wissen konnten die Kinder in einem „Blutgruppen-Fangspiel“ spielerisch umsetzen und festigen.
An der Station 2 wurde den Kindern das Thema „Blutkreislauf“ nähergebracht. Zur Veranschaulichung der Blutmenge, die ein Erwachsener bzw. ein Kind besitzt, wurden Wasserkrüge mit Traubensaft gefüllt. Wow – sooo viel Blut ist in unserem Körper! Um unser Blut auch mit frischem Sauerstoff zu versorgen, ging es an dieser Station ins Freie zum Wasserbombenspiel. Aufladen, abladen, aufladen, abladen. Rote Wasserbomben, weiße Wasserbomben, rote Wasserbomben, weiße Wasserbomben.
Mit neuer Energie und frischem Sauerstoff beladen, ging es weiter zur Station Nr. 3. Dort wurden wir mit dem Thema „Herzkreislauf – Krankheiten“ konfrontiert. Kurze Sketches, die von wahren Schauspieltalenten vorgetragen wurden, machten uns auf falsche Lebensgewohnheiten und deren Auswirkungen auf den Körper aufmerksam. Auf einem Plakat konnten wir unter anderem die Verengung eines Blutgefäßes sehen – die Kinder waren sich einig, dass sie niemals solch verstopfte Blutgefäße haben wollten.
Ein weiteres Highlight bot sich uns an der vierten Station, wo Aktivitäten rund um das Thema „Lungenkreislauf – Lungenvolumen“ vorbereitet waren. Besonders die Messung des eigenen Lungenvolumens weckte das Interesse der Kinder. In eine mit Wasser befüllte Schüssel wurde eine leere Flasche mit dem Kopf nach unten eingetaucht; in die Flaschenöffnung wurde ein Strohhalm gesteckt. Tief ausatmen, den Strohhalm in den Mund nehmen und so viel „Luft“ wie möglich einatmen.
Durch das Einatmen füllt sich die Flasche je nach Atemzugsvolumen mehr oder weniger hoch mit Wasser. Am Flaschenkörper angebrachte Messstriche ermöglichen somit das Ablesen des eigenen Lungenvolumens bzw. den Vergleich mit den Mitschülern und Mitschülerinnen. Es war kaum zu glauben, dass unsere „kleinen“ Sprösslinge derartige Spitzenwerte „eratmen“ konnten.
Die Begeisterung über die eigene Leistung spiegelte sich in den Wortmeldungen der Kinder auf die Frage, was ihnen am Projekttag am besten gefallen hat, wider:
Lena Schmidlechner: Mir hat am besten gefallen, wie wir die Probe gemacht haben, wie viel Sauerstoff in meine Lunge passt. Ich habe sogar einen 20er Wert erreicht!
Manoah Boshoff: Mir hat das Wasser-Pumpspiel gefallen. Ich hab es bis zum 24er-Strich geschafft! Das war cool!
Darüber hinaus wurde den Volksschülern der Aufbau eines Lungenbläschens auf bemerkenswerte Art und Weise anschaulich nähergebracht. Die Idee, einen weißen Luftballon mit blauen und roten Wollfäden zu umspannen, faszinierte uns Lehrpersonen sehr. Neben diesen eindrücklichen Lern- und Erfahrungsangeboten wurden uns an dieser Station auch die Folgen des Rauchens anhand eines mit Rauch in Kontakt gekommenen Wattebausches vor Augen geführt.
Dass diese zwei Schulstunden viel zu schnell vergangen sind, müsste an dieser Stelle wahrscheinlich gar nicht erwähnt werden. Die abwechslungsreiche und kindgerechte Gestaltung dieses komplexen Themengebiets hat einen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen. Wir wollen uns bei Frau Sonja Fürböck für ihr Engagement und ihr Herz für die Kleinen bedanken. Doch was wäre eine Lehrperson ohne ihre Schützlinge? Liebe ORG 6 – DANKE für diesen unvergesslichen Vormittag!
Wir werden auch beim nächsten Startschuss bereitstehen, wenn es wieder heißt: „Auf die Plätze, fertig, los!“